Verputztechniken
1 Kellenwurfputz
Beim Kellenwurfputz wird der Putzmörtel mit der Kelle angeworfen. Die charakteristische Oberflächenstruktur entsteht aus der Mörtelqualität, insbesondere der Qualität der der Zuschlagstoffe, und der handwerklichen Anwurftechnik des Ausführenden. Neben dem klassischen gibt es den »abgekellten« Kellenwurfputz, bei dem der angeworfene Mörtel an dickschichtigen, vorstehenden Stellen abgenommen und erneut an Fehlstellen oder dünnschichtigen Stellen angeworfen wird. |
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2 Wormserputz
Der Wormserputz ist ein Spritzputz, der früher mit einem Handspritzgerät, dem sogenannten Wormser, auf den Untergrund gespritzt wurde, heute aber mit Spritzputzgeräten maschinell aufgetragen wird. Durch das Aufspritzen eines feinkörnigen (Korngrößen zwischen 1,5 und 4 mm) und dünnflüssigen Putzmörtels entsteht eine homogene, aber körnige Oberflächenstruktur. Um eine deckende Putzschicht zu erzielen, muss der Wormserputz in mehreren Arbeitsgängen aufgetragen werden. Dabei können entweder alle Schichten aufgespritzt oder die erste glatt abgezogen und die zweite anschließend auf den noch feuchten Untergrund aufgespritzt werden. Bei beiden Ausführungsarten haften die Körner auf dem noch feuchten Putzuntergrund und erzeugen die charakteristische körnige Oberfläche. Mit dem Handspritzgerät können später Fehlstellen oder Unebenheiten ausgeglichen werden.
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3 Geriebene Struktur- oder Rillenputze
Bei geriebenen Putzoberflächen wird der frisch aufgetragene Deckputzmörtel durch den Einsatz eines Holz- oder Kunststoffreibebretts unter mäßigem Druck und mit kreisenden Bewegungen ebenflächig gerieben. Der Kontrast zwischen eingeebneten Flächen und den tieferen Spuren, die beim Reiben durch mitgeführte größere Zuschlagstoffkörner entstehen, führt zu dem charakteristischen Bild dieser Putze. Art und Zusammensetzung der Korngrößen im Putzmörtel sowie die unterschiedlichen Reibebewegungen erzeugen verschiedene Oberflächenstrukturen.
Beim sogenannten Vollabriebputz werden nur kleinkörnige Zuschlagstoffe verwendet, die beim Reiben eine gleichmäßige Putzoberfläche herstellen. Der Rillen- oder Wurmputz entsteht aus dem wechselnden kurzen, kreisförmigen Reiben des frisch aufgezogenen Putzmörtels. Er enthält kleinkörnige Zuschläge sowie einen kleinen Anteil an großen, gerundeten Zuschlagstoffen. Diese werden unter dem Reibebrett und in der Reiberichtung mitgezogen und hinterlassen rillenartige oder wurmförmige Vertiefungen.
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4 Scheiben- oder Traufelputz
Scheibenputz ist leicht zu verarbeiten, schnell strukturierbar und gehört daher zu den am häufigsten anzutreffenden Putzoberflächen. Die Körnungen reichen von ca. 1,5 mm bis zu 4 mm. Das Material wird in Kornstärke auf den Untergrund aufgetragen. Durch anschließendes »Verscheiben« mit einem Kunststoffglätter oder EPS-Brett entsteht die charakteristische Korn-an-Korn-Struktur.
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5 Kellenstrichputz
Der Kellenstrichputz, auch Rustikalputz, bei dem Korngrößen zwischen 0,5 und 2,5 mm verwendet werden, hat eine fein strukturierte Putzoberfläche. Je nach gewünschter Oberflächenstruktur wird beim Bearbeiten des Putzmörtels die Mailänder, Zungen- oder Glätt-Kelle mit abgerundeten Kanten verwendet. Der aufgezogene Putzmörtel wird mit der Glättkelle abgeglättet, der Kellenstrich bleibt sichtbar und kann waagerecht, senkrecht, fächer-, schuppen- oder bogenförmig verstrichen werden. Der Kellenstrichputz kann mit unterschiedlichen Kellen stark strukturiert, glatt gestrichen, mit schwach verwaschener Oberfläche oder mit eingeglätteter Kalkhydratschlämme ausgeführt werden.
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6 Klosterputz
Beim Klosterputz handelt es sich um einen Kellenstrichglattputz. Bei dieser bereits aus dem Mittelalter bekannten Technik wird der mit der Kelle geglättete Kalkmörtelputz mit Weißkalk-Milch al fresco (nass in nass) überstrichen. Durch die Anreicherung der Putzoberfläche mit Kalk-Bindemitteln und Feinanteilen entsteht eine ebene, dichte, leicht wellige, weiße Oberfläche.
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7 Waschputz
Beim Waschputz werden die im Putz enthaltenen Zuschlagstoffe durch Abwaschen der noch nicht erhärteten Bindemittelschlämme an der Oberfläche freigelegt. Der Putzmörtel wird aufgezogen und mit der Kelle geglättet. Das Auswaschen der zuoberst liegenden Bindemittelhaut erfolgt in der Regel nach zwei bis vier Stunden Wartezeit. Mit einem Schwamm oder einer Streichbürste und Wasser wird die Oberfläche gewaschen. Dabei wird die nasse Bürste bzw. der Schwamm mit kreisender Bewegung auf der Putzoberfläche geführt. Durch mehrmaliges Waschen wird die Schlämme vollständig abgetragen, die an der Oberfläche frei werdenden Körner müssen dabei zur Hälfte im Putz eingebunden sein. Zur Anwendung kommen daher ausschließlich Zement- oder Kalk-Zementmörtel, damit die freigelegten Zuschlagstoffe fest eingebunden bleiben.
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8 Kratzputz
Der Kratzputz wird maschinell oder von Hand aufgetragen, mit einer Kartätsche abgezogen und verdichtet. Es darf dabei keine Luft im Putz eingeschlossen sein. Die Schichtdicke bewegt sich, in Abhängigkeit von der Korngröße und des Wandsystems, zwischen 10 und 15 mm. Das Kratzen erfolgt nach leichter Anhärtung des Deckputzes. Bei normaler Witterung kann in der Regel am folgenden Tag gekratzt werden. Beim Kratzvorgang muss das Korn sauber springen und am Kratzwerkzeug darf kein Mörtel haften bleiben. Die Putzoberfläche wird dazu mit einem Nagelbrett in kreisender Bewegung gekratzt. Nach ausreichender Erhärtung, in der Regel nach einem Tag, werden anhaftende Zuschlagstoffe mit einem sauberen, weichen Besen abgekehrt.
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9 Gekämmter Putz
Der feinkörnige Deckputzmörtel wird unmittelbar nach dem Aufziehen und dem flächigen Abziehen mit einer Zahnkelle, einem Stahlblech- oder Holzkamm senkrecht, waagerecht oder in verschiedene Richtungen abgezogen. In Abhängigkeit von den verwendeten Zahnkellenarten und Kammweiten entstehen unterschiedlich gekämmte Putzoberflächen.
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10 Besenstrichputz
Auf einen ebenen und aufgerauten Grundputz wird ein dünnflüssiger und feinkörniger Deckputz mit der Traufel aufgezogen und mittels Kartätsche abgezogen. Die charakteristisch belebte Oberflächenstruktur entsteht durch das Überstreichen des noch feuchten Deckputzes mit einem Reisigbesen.
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11 Schablonenputz
Grundlage für die Herstellung dieses Putzes ist die Schablone. Eine digitalisierte Zeichnung oder ein Muster werden mittels CNC-Laserschnitt aus einem speziellen Kunststoff geschnitten, auf die Wand aufgebracht, in den Deckputz eingearbeitet und anschließend aus dem noch feuchten Putz wieder entfernt. Gerade Linien im Motiv können als traditioneller Leistenputz mit Holzleisten ausgeführt werden. Die fertige Putzoberfläche zeigt die Projektion der Zeichnung bzw. das Muster als Relief.
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12 Stempelputz
Auch bei diesem Strukturputz handelt es sich um einen feinkörnigen, aber dick aufgetragenen Deckputzmörtel. Nach dem Aufziehen und Abglätten wird die Putzoberfläche mit Holz-, Gummi- oder Metallstempeln plastisch strukturiert. Es können Muster oder Ornamente eingedrückt werden.
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13 Filzputz
Besonders homogene Flächen lassen sich mit einem Filzputz erzielen. Er besteht zumeist aus Kalkmörtel mit einem besonders feinen Zuschlag. Durch Abreiben mit einem angefeuchteten Filzbrett erhält die Oberfläche ihre glatte Struktur. Filzputz eignet sich daher besonders gut für kleine Flächen oder zur Betonung von Bauteilen wie Fensterfaschen.
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14 Stucco lustro
Der Stucco lustro, polierter Glanzstuck, ist eine Kalkputztechnik, bei der nach dem Auftrag des Grundputzes und eines frischen Kalkmörtels als Zwischenputzschicht drei dünne Schichten aus Marmormehl-Sumpfkalk nass in nass aufgetragen werden. Bei diesen drei Schichten wird nach oben hin immer feiner gearbeitet. Der zeitliche Abstand bis zum Auftrag der nächsten Schicht beträgt ungefähr acht Stunden. Die ersten beiden Schichten bestehen aus Kalkmörtel mit Marmorzuschlag, die dritte und letzte Schicht enthält als Zuschlagstoff nur noch Marmormehl. Diese Schicht wird nach dem Erhärten mit venezianischer Seife eingestrichen und mit einer erhitzten Edelstahlkelle oder einem anderen Glättwerkzeug so lange geglättet, bis eine dichte, glatte und glänzende Oberfläche entsteht.
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Fotos: ETH Zürich, Lehrstuhl Annette Spiro; Saint-Gobain Weber